Der Imker kann aus der Fernbeobachtung von Bienenvölkern Rückschlüsse auf imkerliche Maßnahmen ziehen. Dafür benötigt er eine Möglichkeit zur Fernauslese von Bienenstockwaagen und weiteren Sensoren.
Weiterhin benötigt er eine Software zur Aufbereitung und Anzeige der Daten.

Balkendiagramm und Tabelle zur Fernbeobachtung von Bienenvölkern durch den Imker; Anzeige des Messwerts einer Stockwaage.
Gewichtsverlauf einer Bienenbeute – Balkendiagramm


Datenübertragung von der Bienenstockwaage zum Imker

Wenn Sie sich für eine elektronische Bienenstockwaage mit Funkübertragung entschieden haben, eröffnen sich damit eine ganze Reihe von spannenden Möglichkeiten.
Insbesondere wird eine Fernbeobachtung von Bienenvölkern möglich. Man muss viel seltener zu den Bienenstöcken hingehen, um zu sehen, wie es um ein Volk steht.


Vorgehensweise beim Auslesen der Messdaten:


1) Auslesen der Daten vor Ort

Das Auslesen der Daten vor Ort kann i.d.R. via Kabel oder Bluetooth erfolgen.
Mit dieser Variante ist eine Fernbeobachtung wie auch eine Alarmierung bei Unregelmäßigkeiten nicht möglich, da man zum Auslesen der Daten vor Ort sein muss.
Allerdings bietet schon diese Variante die Möglichkeit, historische Daten zu speichern.
Aus diesen Messreihen kann sich der Imker interessante Erkenntnisse herleiten.

2) Fernabfrage der Daten bei Bedarf

Mit dieser Variante kann man jederzeit die aktuellen Daten der Völker abrufen.
Es erfolgt jedoch keine Alarmierung, z.B. beim Abgang eines Schwarms.

3) Automatische, regelbasierte Übersendung von Daten von der Waage ins Internet

In diesem Fall erfolgt die Datenübertragung in gewünschten Zeitintervallen und / oder bei bestimmten Ereignissen, z.B. bei einer auffälligen Gewichtsänderung in ein Online-Portal.
Die Daten der Beuten werden automatisch von der Online-Software in Form von Grafiken und Tabellen bereitgestellt.
Darüber hinaus bekommt der Imker bei besonderen Ereignissen automatisch, nahezu in Echtzeit, einen Alarm, z.B. wenn ein Schwarm abgeht oder beim Diebstahl einer Beute.


Technische Varianten zur Fernauslese von Stockwaagen

Der Imker stellt Bienenstöcke gerne etwas abseits von Wohnhäusern auf. In diesem Fall steht für gewöhnlich die sonst übliche Datenübertragung via WLAN ins Internet nicht zur Verfügung.
Vielmehr muss auf die Möglichkeiten von anderen Funkstandards zurückgegriffen werden.


Alternativen zur Übertragung von Messdaten:

1) SMS

  • Vorteil:
    SMS-Nachrichten können auf jedem handelsüblichen Handy oder Smartphone empfangen werden; es ist also keine weitere Technik für den Datenempfang erforderlich.
  • Nachteile:
    • In die Elektronik der Bienenwaage muss eine SIM-Karte eingesetzt werden.
      Für diese entstehen i.d.R. Kosten.
    • Nur das Telefon, welches die SMS-Nachrichten empfängt, speichert diese. Deshalb gehen beim Austausch oder Verlust des Handys die Daten i.d.R. verloren.
    • Eine Gruppierung von Messdaten mehrerer Bienenstockwaagen ist i.d.R. nur mühsam möglich.
    • I.d.R. ist die Übertragung von SMS-Nachrichten teurer als die Mobile Datenübertragung.


2) Mobile Datenübertragung

Die mobile Datenübertragung nutzt die Internet-Fähigkeiten der Mobilfunknetze (GPRS, 3G, 4G, 5G etc.).
Man macht sich dabei zunutze, dass inzwischen die Übertragung von Daten ins Internet in den Mobilfunknetzen sehr preiswert geworden ist, zumal es sich bei der Fernauslese von Bienenstockwaagen um kleine Datenmengen handelt.
Mobilfunknetze sind heutzutage weltweit verfügbar; die Beuten können also beliebig weit weg vom Empfänger stehen.

  • Vorteile:
    • Der typische Preis für die stündliche Übertragung von diversen Messdaten von sechs Völkern liegt bei ca. 1 Euro monatlich für alle sechs Völker zusammen.
    • Die Übertragung der Daten erfolgt vollautomatisch und nahezu in Echtzeit, ebenso wie die ggf. erforderliche Alarmierung.
    • Eine Sicherung der Daten erfolgt bei dieser Art der Datenübertragung i.d.R. sofort nach der Datenübertragung, d.h. bei einem Defekt oder Diebstahl der Bienenwaage sind die Daten sicher.
  • Nachteile:
    • Für eine internetfähige SIM-Karte entstehen i.d.R. Gebühren.
    • Auch für einen Internet-Dienst, der die Daten empfängt und zum Abruf bereitstellt, entstehen u.U. Gebühren.


3) Nahbereichsfunk

Es gibt neben den Mobilfunknetzen mehrere Funkstandards, welche für die Fernauslese von Bienenstockwaagen infrage kommen.
Einige dieser Funkstandards sind speziell für die Übertragung kleiner Datenmengen über relativ große Distanzen ausgelegt (typischerweise 3 – 30 km je nach Standort). Sie sind sehr gut auf einen geringen Stromverbrauch hin optimiert – ein großer Vorteil für den Imker, da es in der Nähe der Beuten oft keinen Stromanschluss gibt und die Waagen daher mit Batterien betrieben werden müssen.

Typische Vertreter dieser Klasse von Funkstandards sind SigFox und LoRa.

  • Vorteile:
    • Diese Funkstandards verwenden i.d.R. frei zugängliche Frequenzbänder, für deren Nutzung keine Gebühren anfallen.
    • Die Technik ist i.d.R. günstiger als Mobilfunktechnik
    • Sehr geringer Stromverbrauch
  • Nachteil:
    • Auf der Empfängerseite sind sog. Gateways erforderlich, welche die Daten ins Internet oder auf einen lokalen PC übertragen.


Die Software zur Fernbeobachtung von Bienenvölkern

Der Imker hat im Rahmen der Fernbeobachtung von Bienenvölkern folgende Möglichkeiten zur Verwendung der Daten:

  • Speichern der SMS auf dem Telefon – Durchlesen der SMS:
    diese Variante erfordert außer dem Handy oder Smartphone keine weitere Technik / Software zum Lesen und Auswerten der Daten.
    Allerdings bieten die SMS-Programme keine Unterstützung bei der Auswertung in Form von Tabellen, Diagrammen, Alarmen etc.
  • Software auf dem eigenen PC:
    diese Art von Software kann meist zuvor aus der Bienenwaage ausgelesene Daten einlesen und in einer Datenbank speichern. Daher wird für die Weiterverarbeitung der Daten kein Webportal und kein internetfähiger PC benötigt.
    In diesem Fall muss der Imker selbst für eine zuverlässige Datensicherung sorgen.
    Wenn in solch einer Software eine Datenübertragung per Funk zum Einsatz kommen soll, benötigt man ein Gerät, welches die Daten der Waage empfangen und an die Software weiterleiten kann.
  • Webportal:
    Webportale sind Programme auf Internet-Servern, die man vor der Verwendung nicht erst auf dem heimischen PC installieren muss. Auch ist keine händische Aktualisierung der Software bei Updates erforderlich.
    Es wird ein PC mit beliebigem Betriebssystem und einem Webbrowser benötigt, der i.d.R. auf jedem PC vorhanden ist.

    Ein gutes, cloudbasiertes Webportal zur Fernbeobachtung von Bienenvölkern sollte folgende Möglichkeiten bieten:
    • Nach der Fernauslese von Bienenstockwaagen erfolgt die Speicherung der Daten in einer Datenbank.
    • Die Anzeige und Auswertung de Gewichts der Beuten in der Online-Software soll wie folgt möglich sein:
      • Listen / Tabellen / Statistiken
      • Diagramme (z.B. Temperaturverlauf)
      • Alarme bei besonderen Vorkommnissen
    • Die Daten sollten im Internet gegen Datenverlust gesichert sein, wie auch gegen die Nutzung durch Unbefugte.
    • Es soll die Möglichkeit bestehen, die Daten jederzeit auf den eigenen PC herunterzuladen, z.B. bei einem Wechsel zu einem anderen Portal.
Diagramm vom Gewichtsverlauf einer Bienenbeute nach Fernauslese einer Stockwaage.
Gewichtsverlauf einer Bienenbeute – Liniendiagramm